Film & FaTZ
In Kooperation zwischen dem Gloria & Gloriette / Kamera Programmkino Heidelberg laden wir herzlich zu verschiedenen Film-Sondervorstellungen ein! Karten sind im Vorkauf auf der Seite des Gloria Kinos erhältlich.
Nächste Vorstellung:
Becoming Niki de Saint Phalle
- 03.11.2025, 19 Uhr
- Gloria Kino Heidelberg
Niki de Saint Phalle (Originaltitel Niki), entstanden unter der Regie von Céline Sallette, ist eine Filmbiografie über die Malerin und Bildhauerin Niki de Saint Phalle aus dem Jahr 2024. 1952 verdient die aus den USA zurückgekehrte Niki de Saint Phalle in Paris den Lebensunterhalt für sich und ihre Familie als Schauspielerin und Model. Ihr Mann Harry Mathews studiert Musik und träumt von einer Karriere als Schriftsteller. Sie leidet unter anderem unter Panikattacken. Als ihr Mann unter ihrer Matratze versteckte Messer entdeckt, stimmt sie einer Behandlung in einer psychiatrischen Klinik zu. Dort entdeckt sie für sich die heilende Wirkung der Kunst. Nach der Entlassung intensiviert sie ihr künstlerisches Schaffen. In Rückblenden deutet Salette den Missbrauch an, den de Saint Phalle in ihrer Kindheit erlebte, den ihr jedoch lange niemand glauben wollte. Selbst als der Leiter einer Psychiatrie ein geschriebenes Geständnis ihres Vaters in den Händen hält, verbrennt er es lieber, als ihr zu glauben. Erst die Bekanntschaft mit der Künstlergruppe um Tinguely ermöglichte es de Saint Phalle, sich selbst als Künstlerin wirklich ernst zu nehmen und nicht mehr als „Hausfrau, die als Hobby malt“, wie sie einmal von einer Rivalin bezeichnet wird.
Michael Meyns befand auf filmstarts.de, dass sich Salette Leben und Werk der Künstlerin Niki de Saint Phalle auf ungewöhnliche Weise nähere, indem nicht das Werk im Mittelpunkt stehe, sondern die Psyche der Hauptfigur, für die Kunst vor allem als Verarbeitung von Missbrauchserfahrungen diene. Nach Oliver Armknecht auf film-rezensionen.de zeige das Drama praktisch nichts von der Kunst von Niki de Saint Phalle, es gehe vielmehr um die private Laufbahn und wie diese sie beeinflusste. Das sei aufgrund der talentierten Hauptdarstellerin schon sehenswert, manchmal aber auch etwas frustrierend.
„Ich habe ihre Arbeiten zum ersten Mal gesehen, als ich jung war, vielleicht damals zu jung“, sagt Filmemacherin Céline Sallette im Gespräch mit NDR Kultur. „Ich verstehe erst jetzt die Tiefe ihrer Arbeit. Ich habe daraufhin Interviews mit ihr nachgeschaut. Was für wichtige Aussagen sie über Kunst und über das Leben selbst gemacht hat – das hat mich fasziniert.“ Sie habe daraufhin mehr über die Künstlerin recherchiert und mehr darüber erfahren, „was Mut ist und was es bedeutet, vollkommen das eigene Ich zu leben“. Die Französin ergänzt: „Es war eine ihrer größten Leistungen, diese Transformation zu vollenden, um diese mächtige Frau zu werden. Darum geht es in unserem Film – wie sie Niki de Saint Phalle wurde.“
Die Tatsache, dass aus Lizenzgründen nichts von ihrer Kunst im Film gezeigt werden darf, habe dazu geführt, dass es bislang keine Kinobiografie über Niki de Saint Phalle gegeben habe. „Niemand hätte gedacht, dass es klappt, einen Film zu machen, ohne ihre Kunst zu zeigen“. Die Herausforderung habe zwar auch zu Frustration geführt, „aber im Nachhinein bin ich froh, dass wir die Lebensphase zeigen, in der sie zur Künstlerin wird.“ Die innerliche Verwandlung sei die größte Leistung, die einem Menschen gelingen könne. „Das Kleid, das Charlotte de Bon trägt, als Niki zum zweiten Mal schwanger ist, ist eine bunte Hommage an ihre Nanas. Wir haben versucht, unsere eigene Hommage an Niki zu machen.“
Also ein mutiger und jedenfalls sehr besonderer Film, der zum besonderen Konzept des FaTZ und zum Living Museum Neckargemünd mit seiner revolutionären Sprengkraft hervorragend passt. Uns ist es deshalb sehr leicht gefallen, zu entscheiden, diesen interessanten Film zu präsentieren. Aber entscheiden Sie selbst!